Kurz vor Weihnachten konnte man in UK eine interessante und voraussichtlich sehr klever geplante Marketingkampagne beobachten.
Gezielte Musik-Chart (Manipulation) durch SocialMedia
Auch auf heise.de findet man heute einen sehr interessaten Artikel mit dem Titel „Musik-Charts: Die Stunde der Internet-Aktivisten“
Allgemein geht es darum, dass sich in den UK viele tausende Menschen zusammenschlossen, um „Jahrzehnte alte Songs gezielt an die Spitze von aktuellen Single-Charts zu pushen.“ Ziel der Kampagne war es dabei, die Single des Gewinners der Casting-Show X-Factor (vergleichbar mit DSDS in Deutschland), an der Spitze der britischen Single-Charts abzulösen.
Albumcover Simon and Garfunkel - Bookends 1968 (Quelle: http://www.simonandgarfunkel.com/albums.html)
Durch die Kommunikation über das SocialNetwork „Facebook“ und durch eine große Portion „Mund zu Mund Propaganda“ (WOM), stürmte so der vor 17 Jahren erstmals veröffentlichte Titel „Killing in the Name“ von „Rage against the Machine“ (Textzeile: „Fuck you, I won’t do what you tell me“) auf Platz 1 der UK-Single-Charts. Ähnliches hat sich nun eine rund 14.000 Mitglieder umfassende Facebook-Gruppe mit dem Titel „Mrs. Robinson“ von „Simon & Garfunkel“ aus dem Jahr (1968) zum Ziel gesetzt.
Dabei ist „Mrs. Robinson“ eine Anspielung auf die Frau des Regierungschefs von Nordirland, Peter Robinson, die in den letzten Tagen für öffentliche Aufregung sorgte (vgl. Tagesschau.de, Bild.de)
Spass oder gezieltes Buzz-Marketing?
Es lässt sich zwar darüber streiten, ob es sich sich bei diesen Kampagnen tatsächlich nur um Spass handelt, jedoch gehe ich persönlich von einer sehr cleveren Marketing-Strategie aus. Denn ein Unternehmen profitiert sehr von diesem „pushen“ der Verkaufszahlen: Sony! Folgend ein paar Argumente, die mir spontan eingefallen sind:
- Sowohl der X-Factor-Gewinner „Joe McElderry“, „Rage against the Machine“ als auch „Simon & Garfunkel“ stehen bei Sony unter Vertrag.
- Durch gezielte Steuerung der verschiedenen Gruppen wurde ein Wettstreit heraufbeschwören, der wohl hauptsächlich zu höheren Verkaufszahlen der betreffenden Singles beigetragen hat.
- Die eigentliche Werbung für den Verkauf eines Gutes (dem Download) wurde geschickt zu „Spass an der Chart-Manipulation“ umgestaltet, bei dessen Wettbewerb sich viele (tausende) Menschen beteiligten. Inhalt des Wettbewerbs war dabei, den Titel „Weihnachtssong 2009“ zu erringen (vgl. u.a. X-Factor News)
- Allein die 0,5 Millionen Downloads der Single „Killing in the Name“ dürften für Sony mehr Einnahmen bedeutet haben, als mit diesem Titel in den letzten 10 Jahren erwirtschaftet wurden (Der Titel ist immerhin 17 Jahre alt!).
- Klevere Ausnutzung des Konsums als „Akt der Meinungsäußerung“
Fazit:
Eine sehr interessante Möglichkeit für Anbieter von virtuellen Produkten, durch die gezielte und unbemerkte Steuerung von sozialen Gruppen einen Wettbewerb zwischen mehreren Ihrer eigenen Güter zu starten. Abzuwarten bleibt allerdings, wie lange es dauern wird, bis Kunden diese neue Art der Werbung bewusst wird und solch ein „System“ nicht mehr funktionieren wird.
Clever bleibt jedoch auf jeden Fall, mit den eigenen Produkten einen Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen herzustellen und so für zusätzliche Aufmerksamkeit zu sorgen.